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Es gibt viele Möglichkeiten, sich etwas klarzumachen :-)
Wir versuchen es vor allem mit
Bildern - aber natürlich auch mit
verständlichen Texten.
Bei dem Gedicht handelt es sich um einen Teil der Auseinandersetzung zwischen dem eher noch in früheren Traditionen denkenden Stäudlin und dem aufstrebenden Schiller, auf dessen frühe Sturm-und-Drang-Werke sich die Kritik bezieht, aber natürlich auch die gesamte Genie-Grundhaltung dieser neuen Epoche und ihrer Vertreter.
Ich bin und heiße Kraftgenie,
Ein Lieblingssohn der Fantasie!
Ich weile, Sklavenseelen gleich,
Nicht in des Staubes dunklem Reich;
Ich breche selbst mir eine Bahn
Und streb’ und fliege himmelan.
Ich schwinge mich, ein Ritter groß,
Auf Shakespear’s rasches Flügelross
Was kümmert mich die Kritlerzunft?
Was alle Zäune der Vernunft?
Was deine Hecken, Aristot!
Der kleinen Geister großer Gott?
Ich flieg’ in meinem freien Sinn
Hoch über Berg’ und Täler hin!
Wie schnaubt mein Roß! wie brennt mein Kopf,
Und siedet wie ein heißer Topf.
Da gafft mit staunendem Gesicht
Das ganze Volk mich an und spricht:
Seht doch den blauen Wundersmann,
Seht Deutschlands neuen Shakespear an!
Da leset, habt ihr Kraftgefühl,
Da leset ’mal mein Trauerspiel!
Erhub sich je in aller Welt
Ein Deklamator wie mein Held,
Mit Pfauenfedern schön geziert,
Und mit Metaphern ausstaffiert?
Lass sein, dass auch ein Rezensent
Mich einen Sprachverhunzer nennt,
Wie jammert mich der arme Wicht,
Er fühlt die Seelenschwungkraft nicht,
Den Genius, der hoch mich hebt,
In meinen Werken lebt und webt. –
Verschlangt ihr auch mein Liebeslied,
Das wie des Laurasängers glüht?
Sagt, ob nicht himmelan den Geist
Die wirbelnde Entzückung reißt?
Nicht Einfalt und Empfindelei –
Genie ist wilde Fantasei,
Und desto größer der Poet,
Je minder ihn das Volk versteht. –